KLEINKIND - Körpersprache

Körpersprache der Kinder - Nach einem Vortrag von Samy Molcho

Wozu braucht man Körpersprache – wir haben doch eine wunderbare verbale Sprache?
Zur Beantwortung nehmen wir Anleihe in der englischen Sprache:

„somebody“– jemand und „nobody“ – niemand

Wer ein „nobody“ sein will, braucht keine Körpersprache. Wollen wir “somebody sein, dann sollten wir uns mit unserem Körper, der Signale aussendet und dadurch „spricht“ auseinandersetzen. Der Körper sendet diese Signale aus, ob wir wollen oder nicht – das ist der große Unterschied zur verbalen Sprache, wo ich entscheide, ob ich spreche oder nicht! Das heißt aber auch, dass wir Signale aussenden die wir wollen und Signale, die wir nicht wollen. Wie ist das bei einem Baby, das sich ja noch nicht sprachlich ausdrücken kann?

Es gibt 2 Grundgesetze worauf ein Baby reagiert: Bedürfnisse zu stillen und Bedrohungen abzuwenden. Wenn das Baby ein Bedürfnis hat, wie zB. Hunger und Durst, so will es dieses stillen. Etwas, was dieses Bedürfnis stillen kann, interessiert das Baby und es reagiert darauf. Ebenso ist es bei der Bedrohung – wenn etwas gefährlich erscheint, reagiert das Baby.

Auf diese Bedürfnisse des Kindes muss man reagieren. Tut man es nicht so, ist die Botschaft:
Du interessierst mich nicht!

Das neugeborene Kind zeigt am Anfang keine differenzierte Unterscheidung zwischen sich und seiner Außenwelt. Alles ist ein Ich! Dann kommt die Stufe, wo es entdeckt: Es gibt ein Ich und ein Nicht-Ich. Es entdeckt die Abhängigkeit vom Nicht-Ich. Im Mutterleib ging alles automatisch: das Baby fühlte keinen Hunger, keine nasse Windel, keine Kälte! Plötzlich kommt das Baby auf die Welt, liegt auf dem Rücken und ist abhängig. Erstmals spürt das Baby: Hunger. Es kann nicht aufstehen und essen gehen – also schickt es Signale aus: es schreit! Auf dieses Signal kommt eine Reaktion – die Mutter stillt das Baby. Das Baby entdeckt zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Signal und Reaktion.

Auf dieses erste Signal folgt eine Reihe von Signalen: Schritte, Türen, die auf- und zugehen, die Mutter kommt. So baut sich ein System zwischen dem Kind und seiner Umwelt auf. Bekommt das Kind auf sein Signal eine rasche Reaktion, so baut sich ein gesundes System zwischen ihm und der Umwelt auf. Dauert es länger bis jemand kommt, so verkümmert das Signal, denn das Kind glaubt, das Signal war falsch. Entweder resigniert es, hört auf, oder es sucht ein anderes Signal als Ersatz, in der Hoffnung, dass es wirkt. So entsteht ein Signalsystem.

Mütter und Väter haben die Fähigkeit sich anzupassen, sich an etwas zu gewöhnen. Das Baby weint? - es wird schon wieder aufhören. Wenn wir aber nicht reagieren, suchen die Kinder, sobald sie dazu fähig sind, andere Methoden. Entscheidend ist dabei nur, dass die Eltern reagieren! Das Kind muss erfahren: „sein Signal ist angekommen!“, sonst verirrt es sich in falsches Signalverhalten, das unter Umständen zu Aggressivität führen kann.

Umgekehrt signalisiert das Kind mit dem Wegdrehen des Kopfes, mit wegschauen: „ich habe genug, ich will nicht mehr!“ Das Signal ist also ganz einfach:

Kopf wegwenden – ich brauche eine Pause.
Kopf zuwenden – ich möchte Zuwendung!

Kinder wollen auf ihre Umgebung wirken - egal auf welche Art. Wie langweilig ist es doch, einen Baustein auf den anderen zu legen – eine Energieverschwendung. Aber den Turm zu zerstören – plumps! Er kracht zusammen - wie viel passiert da!

Ein Platsch ins Wasser. Warum? Ein Minimum an Energie – ein Maximum an Wirkung!

Diese Wechselbeziehung ist das A & O der Körpersprache. Es ist schlimm, wenn ein Kind etwas tut und es wirkt nicht. Es ist schlimm, wenn das Kind keine Reaktion der Umwelt erhält. Das Kind resigniert und gibt sich keine Mühe mehr.